Weiter geht’s mit der Reise in die Natur Kärntens. Wie du schon im letzten Beitrag lesen konntest, war ich gerade aufgestanden und habe mich bereit zum Losfahren gemacht. Noch müde und mit schmerzenden Muskeln mache ich mich also auf, eine neue Etappe hinter mich zu bringen. Die Luft ist noch angenehm warm und ich fahre durch die hochgewachsenen Felder der Steiermark. Meine Ausrüstung fühlt sich mittlerweile gar nicht mehr so schwer an, schon fast gewohnt. Dass ich zu diesem Zeitpunkt über 20 Kilo Gepäck mit mir schleppe, ist mir gar nicht mehr in den Sinn gekommen.
Über Stock und Stein komme ich schließlich wieder auf die Hauptstraße. Verwunderte Blicke von dem ein oder anderen Spaziergänger fallen zuerst auf mich, dann auf meinen überdimensional großen „Radlerrucksack“ (Ca. 20 Liter Volumen und vollgepackt bis ans Limit).
An vieles dieser Etappe kann ich mich gar nicht so genau erinnern, ich weiß nur, dass ich an diesem Tag relativ schnell, relativ fertig war und so beschloss ich, erst mal beim nächsten Lieblingssupermarkt meinerseits Halt zu machen. Eingedeckt mit einer kulinarischen Vielfalt an Lebensmitteln (Inklusive einer halben Wassermelone) mache ich mich auf, um etwas Erholung zu finden.
In der Ruhe liegt die Kraft
Nach einigem herumdüsen in ärgsten Feldwegen, habe ich dann endlich den perfekten platz gefunden. Es war wieder mal an einem Fluss, dieser war über die gesamte Breite nur etwa 50cm tief – also gleich ab hinein und erst mal abkühlen. Daraufhin habe ich es mir erst mal gemütlich gemacht, meine Hängematte zwischen zwei Bäume gehängt und den guten alten Campingkocher angeworfen, man glaubt gar nicht, wie lange man mit einer Kartusche Gas über die Runden kommt.
Dieses Mal muss ich zugeben, habe ich mit den Zutaten etwas zu sehr experimentiert, Linsen, Gemüse, „Veganes Fleisch“ – alles in allem hat es mir dann doch nicht so gut bekommen (Eventuell zu gesund gewesen, aber im Nachhinein betrachtet: Bäh, veganes Fleisch!).
Jedenfalls bin ich kurz nach dem Essen, relativ zügig und friedlich – erst mal zwei Stunden in der Hängematte eingedöst.

Die Ruhe vor dem Sturm
Nach diesem sehr Erholsamen Aufenthalt geht es weiter, eine weitere lange Strecke, schier nicht endend wollend, bis ich dann kurz vor einem Berg stehe. Besagter Berg (Bzw. Sattel) hat den wunderbaren Namen „Radlpass“ und trennt mit angenehmen 670 Höhenmetern die Steiermark von Slowenien.
Ich habe mich dann also dazu entschieden, die Nacht davor lieber mal taktisch abzuwarten, Vorbereitung und so. Natürlich.
Also wieder ab zu meinem Lieblingssupermarkt (Diesmal wieder in einer anderen Ortschaft). Diesmal wird’s Bayrisch – Weißwurst, Hausmachsenf und Brezn sollen es werden. Nach etwas längerem Suchen finde ich ein Waldstück neben einer kleinen Wohnsiedlung. Ihr könnt drei mal raten: Ja, auch dort war ein Fluss. Zwar ein kleiner, aber die Wanderung Flussaufwärts war es auf jeden Fall wert.
Nachdem ich die Gegend etwas erkundet habe, baue ich mir mein Lager auf. Hängematte einhaken, Plane zwischen die Bäume spannen und alles am Boden fixieren – mein Haus für die Nacht steht!
Habe ich schon erwähnt, wie gruselig die erste Nacht war? Ja, alleine im Wald umgeben von verschiedensten Tieren ist e noch mal eine andere Hausnummer. Voller Paranoia koche ich mir also meine Weißwürste, aber wirklich genießen kann ich sie dank meiner Daueranspannung und den Mücken um mich rum leider nicht. Hilft nichts, ab in die Hängematte, Gelsengitter zugemacht und einschlafen. Eventuell mit vorherigem 20-fachen kontrollieren meiner Umgebung, man weiß ja nie… :I



Ein Wort, das die nächste Passage beschreibt..
..wäre Wohl „AHHHHHHHHH“. Tja, ich habe euch ja schon vom „Radlpass“ erzählt. Fängt eigentlich ganz human an, das Ding. Leichte Steigung, manch alte Leute noch mit Grinser im Gesicht am bergauf radeln, ich noch voller Begeisterung. Tja, blöd nur, dass es wirklich immer steiler wird.
Was Anfangs noch ganz einfach erschien, ist jetzt echt eine richtige Qual. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich mit allem Drum und Dran über 100 Kilo wiege. Ich glaube, die niedrigen Gänge meines Rads wurden noch nie so exzessiv Genutzt, wie auf diesem Höhenmetern. Nach ungefähr der Hälfte wurde es so steil, dass ich beschloss, zu schieben. Zumindest ein Stück, dann gings wieder weiter bergauf, im Pedal.
Schnaufend kämpfe ich mich also diesen verdammten Berg hinauf und werde dabei mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit von Motorrädern und sogar Wohnmobilen überholt. Ich dache echt ich gehe dort ein, aber nach einer qualvollen (gefühlten) Stunde, habe ich es endlich geschafft. Jetzt habe ich nur noch gehofft, dass dort am Grenzübergang keiner meinen Reisepass braucht, der war mir nämlich zu schwer zum Einpacken.
Mit einem lässigen Wink ließ mich der nette Herr Grundwehrdiener oben an sich vorbeirauschen, ich ebenfalls grüßend mit einem zweifingrig ausgeführten Salut. YES. Ich hab’s geschafft, jetzt heißts nur noch runterrauschen ins Tal.
Mit mir gings steil bergauf, dann steil bergab
Nach diesem Abschnitt musste ich meinen mittlerweile 10 Jahre alten Bremsen vertrauen. Tja, was soll’s – wird schon schiefgehen. Noch ein kurzer Stopp für eine Solettipause und ein kurzes Foto und dann gings auch schon ab. Das war mit Abstand die lustigste Passage überhaupt. Durch mein Zusatzgewicht am Rücken, fahre ich nun also mit Vollgas diesem Pass hinunter, mit wunderschönem Blick übers slowenische Tal zu meiner Rechten und nicht ganz so schönen Blick auf den (hoffentlich nicht) nahendem Tod durch überhöhte Geschwindigkeit vor mir.
Tja, was soll ich sagen – ich lebe noch und schreibe diese Zeilen, also hat ja wohl alles geklappt. Ich freue mich schon, dir morgen den letzten Teil dieser Geschichte präsentieren zu dürfen – der hat’s in sich.
Sincerely, Fabian
